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Wieder nicht ein leuchtender Gedanke niedergeschrieben?
Wer kennt es nicht?
Du hattest mal eine wirklich gute Idee für ein Projekt. Oder einen guten Lösungsansatz, um ein diffiziles Problem zu lösen. Du bist aus einem Traum aufgewacht und hattest die Inspiration deines Lebens. Natürlich fühlt es sich so lebendig an, dass du es wohl für immer in deinem Kopf speichern wirst.
Bis du durch die nächste oder übernächste Tür gegangen bist. Dieser Türrahmen-Effekt wird häufig als Ursache genannt, wenn du vergessen hast, was du gerade eben tun wolltest. Und genauso gehen auch deine noch nicht gefestigten Gedanken verloren.
Natürlich passiert so etwas nicht grundsätzlich. Manchmal fliegt der Gedanke auch wie ein Bumerang zurück zu dir.
Wie ich dazu kam, meine Gedanken niederzuschreiben
Während eines Urlaubs in Porto – zusammen mit zwei Freunden – begann ich spontan und auf recht intuitive Weise, die verschiedensten Erlebnisse dieses Urlaubs aufzuschreiben. Ganz ohne Fotos ging das vonstatten und ich notierte viele Nebensächlichkeiten, die Außenstehende als unwichtig empfinden würden.
Eine ganze Zeit später bekam einer dieser beiden Freunde, Sebastian, eine heftige Erkältung. Nach einer Woche hatte er sich noch immer nicht ganz auskuriert. Da seine Fußballmannschaft ihn jedoch brauchte, entschied er sich gegen seine Intuition, nahm an dem Spiel teil und rief dabei seine volle Leistung ab. Am selben Abend bekam er sehr hohes Fieber und musste in der Nacht sogar Blut spucken. Sein Vater handelte, ohne zu zögern, und fuhr Sebastian direkt in die Notfallaufnahme.

Mein Freund Jonas und ich haben Sebastian an einem der folgenden Tage im Krankenhaus besucht. Als uns auffiel, dass wir genau ein Jahr zuvor in Porto waren, sind wir zu dritt meine Urlaubs-Memos durchgegangen. Auffällig war, dass wir uns an den scheinbar belanglosen Dingen am meisten erfreuten. Es machte großen Spaß, die verrückten Ereignisse und kleinlichen Konflikte nochmals gemeinsam zu durchleben, und Sebastian fand dadurch wie von allein positive Gedanken.
Plötzlich kamen uns auch wieder andere Einzelheiten in den Sinn, die ich in meinen Notizen gar nicht erwähnt hatte. Es war ein Durchleben glücklicher Erinnerungen, ausgelöst durch einzelne Ankerpunkte, die ein Jahr später wieder ihre Kraft entwickelten. Auch wenn unsere jetzige Situation nicht gut war, weil wir uns Sorgen machten, hat mir das Erlebnis Folgendes aufgezeigt:
Glückliche Gedanken kann man einfrieren und auftauen, wenn man sie braucht. Du kannst das ganz plump mit einer Vorratskammer für schlechte Zeiten vergleichen. Wichtig ist vor allem, dass du der Autor bist. Je mehr du sammelst, desto mehr kann dir das später helfen, persönliche Krisen zu durchstehen und zu erkennen: Wenn es einmal gute Zeiten gab, wird es wieder gute Zeiten geben.
Dieser lebendige Moment der Reflektion hat mich dazu animiert, auch andere Alltagsgedanken in einer Memo festzuhalten.
Ich habe angefangen, poetische, witzige, musische, melancholische, kreative, schöpferische und visuelle Gedanken zu notieren. Das ist jederzeit möglich, da ich mein Smartphone als Werkzeug benutze. Du kannst aber natürlich auch immer einen kleinen Notizblock einstecken, wenn dir die altmodische Weise lieber ist, oder du wechselst zwischen den Techniken hin und her.
Wie halte ich meine Gedanken konkret fest?
Da es hier auch ums Reflektieren geht, kann es durchaus sinnvoll sein, dir ein Konzept für dein Vorgehen anzufertigen. Und wenn du dafür wirklich dein eigenes Konzept entwickelst, dann ist es am Ende bestmöglich auf deinen Stil ausgelegt. Ich bin im Übrigen am produktivsten und kreativsten bei einer Sache, wenn ich einen Bezug zu dieser Sache aufgebaut habe.
Willst du auch andere Menschen für dein Projekt begeistern, dann lass sie am Entstehungsprozess mitwirken. Dich selbst begeisterst du, indem du eigene Ideen einbringst.
Aus meiner Sicht führen dich schöpferische Tätigkeiten zu einem erfüllten und glücklichen Leben.
Sechs Tipps, die du bei deinem Konzept beachten solltest
Tipp Nr. 1: Unterteile deine Gedanken in verschiedene Kategorien
Ich habe für das Notieren meiner Gedanken folgende Einteilung: lyrische Eingebungen, witzige Gedankensprünge, Drama und Unfälle, Geschäftsideen, Song-Ideen, Film-Ideen, Bild-Ideen und Traumtagebuch.
Tipp Nr. 2: Halte Ort, Zeit und Umstände fest
Anfangs habe ich nichts davon notiert. Es ist allerdings sehr hilfreich, wenn du diese Stützdaten hast, denn damit kannst du dich noch besser in deine ursprünglichen Gedanken zurückversetzen. Datum und Uhrzeit halte ich mittlerweile konsequent fest.
Wenn du feststellst, dass du immer zu einer bestimmten Uhrzeit oder an einem ganz bestimmten Ort erfrischende, gute Gedanken hast, kannst du zukünftig bewusst Einfluss auf die Art deiner Gedanken nehmen.
Auch die genauen Umstände, wie du sie nach dem Sport oder nach dem Besuch deiner Oma erlebst, kannst du festhalten. Schreib auf, was auch immer dich beeinflusst hat. Das hilft dir ebenfalls, Muster zu erkennen, die dir inspirierende Gedanken in den Kopf beamen. Das geht natürlich immer besser, je mehr Daten du gesammelt hast, bis dahin wird es dir vielleicht lästig vorkommen. Ich halte nach wie vor nicht unbedingt alle Umstände fest. Allerdings merke ich, dass mir dieser zusätzliche Aufwand zunehmend leichter fällt, da er sich mehr und mehr zu einem Automatismus entwickelt.
Tipp Nr. 3: Sichere deine Gedanken
Wenn du deine Gedanken mithilfe deines Smartphones aufschreibst, solltest du dir in einem sinnvollen zeitlichen Abstand die Daten auf verschiedenen Plattformen sichern. Du kannst sie zum Beispiel an deine E‑Mail-Adresse senden, um sie dort abrufbereit zu haben. Gleichzeitig kannst du sie auf deinem Computer speichern. Nach einiger Zeit kannst du die angesammelten Gedanken dann auch zusammenfassen, ausdrucken und in einem Ordner ablegen. Hilfreich ist dabei nur, die Übersicht zu behalten.
Denke auch immer daran, deine Notizen und Erlebnisse nicht leichtfertig preiszugeben. Deine Gedanken sind etwas zutiefst Persönliches. Eine soziale Plattform wie Facebook oder Instagramm bietet hier nicht die nötige Diskretion. Das heißt nicht, dass du sie niemandem anvertrauen darfst. Versuch dabei einfach, mit Bedacht zu handeln. Hör auf deine Intuition, wenn sie dich vor etwas warnt! Vertrau dich Menschen an, die du gut kennst, also Freunden oder Familienmitgliedern.
Tipp Nr. 4: Schreib deine Gedanken unverändert auf
Ja, das klingt erst mal komisch. Wenn du deine Gedanken niederschreibst, solltest du nicht auf Grammatik, Rechtschreibung, Satzbau oder Sinnhaftigkeit achten. Sei konsequent und unterdrück deine Gefühle beim Schreiben nicht. Du kannst deinen Text später immer noch überarbeiten, wenn du nicht zufrieden bist. Starkes Grübeln kann deinen Inhalt verfälschen, wenn du damit zu früh anfängst.
Ich kann es auch so formulieren: Hör dir selbst zu, wenn du mit dir in deinen Gedanken sprichst. Unterbrich dein Unterbewusstsein nicht, wenn es versucht, dir etwas Wichtiges mitzuteilen. Schreib es wortwörtlich auf, vertrau dabei deinen Assoziationen. So zeigst du deinem Unterbewusstsein Anerkennung und Respekt.
Faktisch ist dein Bewusstsein nur die Spitze deines Eisberges an Wissen. Alles, was du aktuell nicht abrufen musst, wird auf eine andere Ebene verschoben. Dein Bewusstsein als fleißiger Arbeitsspeicher und dein Unterbewusstsein als gigantische Festplatte können gut miteinander arbeiten, wenn ein harmonischer Informationsaustausch besteht. Das klappt am besten, wenn du dein Unterbewusstsein nicht dadurch ausbremst, dass du es zensierst.
Tipp Nr. 5: Bleib locker und entspannt
Wenn sich für längere Zeit keine interessanten Gedanken einstellen, ist das ganz normal. Ärgere dich auch nicht, wenn dir mal eine Idee davongeflogen ist. Es ist wie mit den Zügen. Wenn du einen verpasst hast, dann wartest du eben auf den nächsten. Interessante und weiterbringende Gedanken sind etwas, was man einfach nicht erzwingen kann.
Tipp Nr. 6: Kontinuität
Versuch so häufig wie nur möglich, deine Gedanken einzufangen, aber vergiss dabei nicht Tipp Nr. 5. Der stetige Tropfen füllt irgendwann auch einen See und dein Schreibmuskel wird immer besser, je regelmäßiger du ihn trainierst.

Du schreibst zwei Monate lang deine Gedanken auf. Was könnte deine Motivation sein?
– Du beginnst, dich mit deinem Inneren auseinanderzusetzen.
– Du nutzt es, um über dich selbst zu reflektieren.
– Du nutzt es als meditative Entspannungsübung.
– Du lernst dich und deine unterschiedlichen Gefühlslagen kennen.
– Du nutzt es, um deine ersten kreativen Texte zu schreiben.
– Du möchtest irgendwann deine aktuellen Gedanken mit deinen früheren Gedanken vergleichen können.
– Du bist davon überzeugt, dass du irgendwann eine geniale Geschäftsidee hast. Um sie ganz sicher einzufangen, willst du dir eine Routine dafür aufbauen, deine Gedanken problemlos festzuhalten.
Ich bin mir sicher, dass dir noch viele weitere gute Argumente einfallen werden, wenn du über Jahre regelmäßig aufschreibst, was dir durch den Kopf geht. Wie beim Lesen, das helfen kann, Wissen zu erlangen, und wie beim Vermögensaufbau muss man auch hier einen sehr langen Zeithorizont vor seinem geistigen Auge haben. Für große Erfolge braucht man diese langen Zeithorizonte. Dabei spielt es meistens keine Rolle, was du dabei anstrebst.
Quintessenz
So schwer es manchmal ist, die richtigen Worte zu finden, umso leichter kann es zur Abwechslung sein, seine Gedanken ganz genau so festzuhalten, wie sie sind, völlig unzensiert also. Du musst dich vielleicht vor deinem Chef rechtfertigen, wie du arbeitest, vor deinen Eltern, was deine Wortwahl betrifft, oder vor deiner Freundin, wie du deinen Haushalt führst. Bei deinen Gedanken bleibst du frei von jeglichen Einschränkungen. Für mich persönlich ist das Denken das Sinnbild für Freiheit schlechthin.
In politisch extremen Situationen kann dir deine physische Freiheit komplett genommen werden. Aber nicht die Freiheit deiner Gedanken! Dieser kleine Funke kann sich zu einem Feuer ausbreiten und dir dieses Grundrecht zurückgeben. Werde dir deshalb bewusst, welch hohen Wert deine Gedanken haben. Sie aufzuschreiben ist eine Möglichkeit, dich dafür zu sensibilisieren.
Und noch etwas: Jede innovative Erfindung, jede politische Bewegung oder jedes andere historische Ereignis begann mit einem Gedanken! Wenn du dich in dieser Praxis übst und dich dadurch gut kennenlernst, hast auch du das erforderliche Werkzeug, um diese Welt für dich und alle anderen freier und schöner zu gestalten.

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Vielen Dank für deine Unterstützung.
Folgende Bücher kann ich dir zum Thema Freiheit empfehlen:
Don Miguel Ruiz: Die vier Versprechen
Tom Hodgkinson: Die Kunst, frei zu sein
Links:
Aus meinen Notizen von 2018, als ich anfing, meine Gedanken aufzuschreiben:
Wenn dein Leben, dein Glück, deine Stärke und deine Fähigkeiten in unzertrennlicher Verbindung mit dem Wohlbefinden der Welt zum Ausdruck gebracht werden …
Was wärst du bereit zu tun? Für die Welt, um sie besser zu machen.
Würdest du noch ihre Ressourcen verschwenden? Würdest du deine Ressourcen verschwenden?
Du bist eins mit deinem Umfeld.
Warum nur ich oder warum ich nicht, ist das, was du dich fragst.
3 Kommentare zu „Du solltest deine Gedanken niederschreiben (04)“